Die Tendenz des herrschenden Bewußtseins, mit bloß archivarischem historisches Denken schlechthin zu verwerfen, setzt sich auch bei jenen durch, die seiner am dringendsten bedürfen. Alfred Schmidt, Einleitung, in: Max Horkheimer, Anfänge der bürgerlichen Geschichtsphilosophie. Hegel und das Problem der Metaphysik. Montaigne und die Funktion der Skepsis, Frankfurt a.M. (Fischer Bücherei), 1971, S. 5.
Definitiv nicht. Damit das klar ist. Jemand hat uns hinters Licht geführt, wie längst angedeutet. Schlimmer noch: Wahrscheinlich wissen das im gewiss fast schon auf Heni allein zusammengeschrumpften Andideutschland eh längst alle mit Sicherheit und nur wir, die wir hier denn wohl doch ein bisschen hinterm Mond leben, haben es noch gar nicht mitgekriegt.
Jedenfalls haben wir vor kurzem erst eins, dann zwei, dann drei und dann wirklich en masse neuere kämpferische Pamphlete von Dr. Heni im Cyberspace aufgegabelt, die das “WAS” (Clemens Heni) unserer Überschrift stichhaltig belegen. Dr. Heni seziert, analysiert, nimmt en gros auseinander wie gehabt, macht daneben jetzt aber auch noch andere Sachen (im Internet): u.a. zum Beispiel bietet er dort nun auch schon Kontextualisierungen und Dechiffrierungen en detail an. In jedem Fall publiziert und publiziert und publiziert er und das – wie uns seltsamerweise scheint – auch ziemlich laut.
Unüberhörbar eigentlich. So dass wir uns jetzt natürlich selber schon verdächtigen, uns in der letzten Zeit nur präventiv und sträflich haben dicht machen wollen gegen seine wichtigen Erkenntnisse und Ermahnungen. Nicht nur mittels Ohropax (Vorwand Verkehrslärm), sondern auch schon mal mittels scheinbar akzidentellem Laptoprunterfallenlassen etc.
Das Problem: wenn wir vom Heni nichts mehr hören wollten, wer gäbe uns dann wohl noch die Erlaubnis, über irgend etwas anderes auch nur noch etwas daherzunuscheln? Der diesbezüglich äußerst gestrenge (oder, wie er vielleicht selber sagen würde, “stringente”!) Heni selbst wohl kaum!
OK, das wissen wir im Grunde aber auch noch gar nicht so genau jetzt. Ehrlich gesagt. Dr. Heni ist ja kein Autoritärer. Gegen die wendet er sich schließlich immer wieder. Aber. Es gibt da ein großes Aber. Auch. Oder besser: mindestens zwei (Abers). Oder genau drei. Oder, vielleicht besser ausgedrückt: Drei Allerdingse. Denn: schließlich: dürfte (erstens) sogar der bekannte Publizist Henryk Broder, der wenigstens schon mal Anekdoten erzählt – womit wir, im Gegensatz zum Heni (wir meinen das mit Make love und Moskau) hier noch nicht mal ansatzweise angefangen haben) – ohne zusätzliches ausgiebiges Fußnotenstudium und anschließend-gleichzeitiges schwer fundiertes/fußnotenbestücktes Weiterreden über den Alltag im Nationalsozialismus jetzt wg. eigentlich fast Antisemitismus nicht mehr so viel oder müsste jedenfalls mehr Anderweitiges publizieren, da er doch, solange die o. g. Zulassungsvoraussetzungen nicht erfüllt sind, Heni zufolge, “vom politischen Islam schweigen” (Heni) sollte. Zweitens kann es aber doch wohl eh nicht sein (!) – oder? -, dass hier oder da bzw. hier und da (bzw. und da und da und…) wer auch immer, wie auch immer und im Bündnis mit wem auch immer sich heute dazu aufschwingt, dem Judenvernichtungsweltmeister Deutschland zumal in puncto (ideologischer und praktischer) Massenbeteiligung und Präzedenzlosigkeit in Wort und Tat den Rang streitig zu machen – ob nun gemeinsam mit ihm oder sogar in (unlauterer?) Konkurrenz. Oder gar schon dabei ist. Sozusagen als Hitlers williger Testamentsvollstrecker.* Und drittens ist uns beim Nach-Heni-Googeln eben auch nicht nur diese eine Ermahnung des faktenreichen Publizisten in den Cache gesprungen, derzufolge man (und d.h. denn wohl auch Nichtjuden), wenn man von x schweigen will, von y nicht reden sollte. Nein falsch: Von z schweigen soll, wen man von y nicht reden will. O. ä. Und gesichtet haben wir dabei ja noch nicht mal ein Tausendstel des jüngsten Henischen Schaffens. Da, wie jeder weiß, der früher beim Rechtskundeunterricht nicht dauernd geschlafen hat, Unkenntnis des Gesetzes nicht vor Strafe schützt, geloben wir, obwohl wir es hier eventuell ausschließlich mit Soll- bzw. Sollte-Bestimmungen zu tun haben dürften, bevor wir künftig etwas zu schreiben oder gar zu denken wagen werden, uns jeweils erstmal immer über die einschlägige Forschung und ihren neuesten Stand zu informieren, wobei in diesem Kontext wieder mal diejenige von Dr. Clemens Heni die allererstbeste Adresse zu sein scheinen dürfte.
(Studentische) “Praktikanten/innen” (für Off- und Onlinerecherchen) gesucht…
Beziehungsweise: Vielleicht hilft uns ja auch mal jemand beim Aufspüren aller übrigen bislang von Dr. Clemens Heni verlautbarten Rede-/Schweige- und sonstigen Regeln? Wir würden die dann gern hier nach Inspirationsquellen oder anderem systematisch geordnet und gruppiert publizieren, gern unter Angabe der Mitarbeiter. Vielleicht unter dem Obertitel: “Henis Listen”. 😉 Oder wir machen daraus auch ein Schaubild. Dann könnte jede und jeder, die/der heute noch etwas theoretisch Fundiertes über Antisemitismus zu sagen hat, zumal wenn sie/er (ich denke hier insbesondere an Studierende/Forschende) noch nicht so genau weiß, worunter er was “subsummieren” (Heni) sollte, bevor sie/er loslegt, einfach kurz bei diesem Blog vorbeischaun (wobei wir dann auch um freundliche Beachtung der Werbung oder gar um eine Spende bitten: die Chancen stehen schließlich sehr gut, dass Sie, je mehr Sie sich für hier präsentierte Werbung interessieren bzw. allmählich mal was spenden (vgl. derzeit – 2.3.2008 – ganz unten den Button “Donate”), umso mehr Heni von uns bekommen und diese Site vielleicht irgendwann zu einem Must-Read für die deutschsprachige Studiszene wird). Sehr wohl denkbar wäre natürlich auch eine Auflistung prägnanter Heni-Bonmots wie “Ohne die Nazis würde es heute auch keinen VFL Wolfsburg geben und zumindest dort auch keine antiisraelischen Fußballer deutsch-iranischer Provenienz”**, seiner eindringlichen Warnung vor einem mutwilligen Wegwischen der braunen Grundierung Deutschlands***, obwohl das eh schon total schwer, wenn nicht unmöglich wäre, es sei denn man wischte, und wer will das schon, Deutschland gleich mit weg, oder eine Beispielsammlung dazu, wer alles heutzutage was alles “generiert” (Heni), und “WIE” (ders.).
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*) “Als Hitler im Führerbunker testamentarisch noch einmal die Ausrottung des Bolschewismus beschwor und zum unbarmherzigen Widerstand gegen den ‘Weltvergifter aller Völker’, das ‘internationale Judentum’ aufrief, bedauerte er insbesondere – und erklärte damit die Niederlage –, daß man eine kühne Freundschaftspolitik mit dem Islam versäumt habe. Das soll jetzt nachgeholt werden.” (Gerhard Scheit, in: konkret, 12 (Dezember)/2000)
**) Gern auch mit Literaturhinweisen (in gesonderten Fußnoten) bezüglich Fragen wie Worauf bezieht sich hier das “dort”? (Kontextualisierung) und etwa auch zu Geographie, Geschichte und politischer Kultur bestimmter Länder (Dechiffrierung en detail) – wie in diesem Fall z.B. von Deutsch-Iran – und zu der Rolle, die in den jeweiligen Ländern der Antisemitismus/Antizionismus spielt (Präzedenzlosigkeit Deutschlands dabei aber unbedingt jeweils in einem eigenen Absatz oder besser noch Kapiteln behandeln und nicht gleich ablenken dabei mit Gaza, Ahmadinedschad oder so! Fast jeder deutsche Geschichtsprofessor würde Ihnen das schließlich auch sofort rot anstreichen).
***) Beide Sätze (wahrscheinlich, gerade nicht so viel Zeit!) ibidem (s.o., unter dem Link “Heni” (in Blau)). Wenn nicht, bitte einfach “Clemens Heni Grundierung” o.ä. googeln.