“Youth Bulge auf dem Tahrir-Platz”

Über den Erfolg eines Revolutionsschwindlers

Die Differenz von Begriff und Realität begründet die Möglichkeit der umwälzenden Praxis, nicht der bloße Begriff.
Max Horkheimer

Im Dezember 2009 sagte jemand über seine ägyptische Heimat: „Ich komme aus einem Land, in dem es ein ungeschriebenes Abkommen zwischen dem Individuum und der Gesellschaft gibt: Du akzeptierst die Regeln, aber auch die Zwänge der Kollektivgesellschaft und stellst sie nicht infrage und kannst dafür mit der Solidarität und Anerkennung aller rechnen. Bei jeder Entscheidung steht dir entweder der Vater, der Lehrer, der Imam oder ein Vers aus dem Koran zur Seite. Man ist nie allein, im positiven wie im negativen Sinne. Die Individualität wird für Geborgenheit und Halt aufgegeben“ (bpb.de/themen).

Ein gutes Jahr später erklärt derselbe Mensch der deutschen Öffentlichkeit via ARD und ZDF: „Die Ägypter sind bereit für Demokratie“ (heute.de). Und: „Das [ägyptische] Volk will die Freiheit, das kann man in jeder Ecke in Ägypten förmlich spüren“ (Die Welt, 07.02.2011).

Was für radikale Umwälzungen der ägyptischen Gesellschaft müssen da innerhalb von nur wenigen Monaten stattgefunden haben, und keiner hat es mitbekommen – außer Hamed Abdel-Samad, von dem die Aussagen stammen. [> Weiterlesen in “Bahamas” 62/2011 (Sören Pünjer)]

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