Poco da ridere - Italy Israel & Co. - Ein Newsletter

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Poco da ridere (ital. f. "wenig zu lachen") ist ein unregelmäßig erscheinender Newsletter zu den Themen Antisemitismus, Antiamerikanismus, Islamismus, Appeasement und Terrorismus unter besonderer Berücksichtigung italienischsprachiger Veröffentlichungen und ein kostenloser Service der Website bendetto.com (Ralph Raschen). Zusätzlich zu diesem Newsletter gibt es jetzt Weblog Aktuelles in einem Weblog (mehr oder weniger noch in der Experimentierphase).

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27.4.2004 - Newsletter # 4: HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH ZUM GEBURTSTAG, ISRAEL!


Übersetzung ItalienischEtwas im Widerspruch zum Namen dieses Newsletters: "Poco da ridere - wenig zu lachen", ein Auszug aus einem Glückwunsch von  Deborah Fait an Israel zum Unabhängigkeitstag:Buon Compleanno, Israele!
(Quelle:  Informazionecorretta  - Übersetzung: Ralph Raschen)
 
 
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Israel!

 

[...]

 

 

Frei? Wie - frei?
Noch heute gibt es welche, die wollen, dass wir verschwinden, noch heute gibt es welche, die proklamieren, dass "es keinen Sinn macht, dass Israel existiert".
Frei? Wie - frei?

Erst gestern, während des Jahrestags der Befreiung in Italien, hat jemand gegen die Juden "Nazis, weg von hier" geschrieen und auf die Fahne der Jüdischen Brigade gespuckt, die an der Seite der Alliierten gekämpft hatte, um Italien vom Nazifaschismus zu befreien.  
Wie kann man frei sein, wenn es noch immer so viel Hass gegen die Demokratie, die Freiheit, die Juden gibt?
Und doch sind wir es. Wir sind frei, sie sind es nicht.

Trocknet eure Tränen, Leute in Israel, wir sind auch im Namen der Asche von sechs Millionen unserer Toten und im Namen der 21792 unserer Gefallenen bei uns zu Hause frei.  
Wir sind frei, weil "sie", alle unsere Toten, als Menschen, als Israelis und als Juden für die Demokratie, für den Frieden, gegen den Terror gekämpft haben.
Wer uns hassen will, hasse uns ruhig, als Sklave seiner eigenen Bosheit und seines eigenen Giftes.
Wir sind frei, weil wir in unserem Land sind - ja, es gibt noch Probleme, doch wir sind zu Hause und sprechen Hebräisch, lachen auf Hebräisch, streiten auf Hebräisch, und dabei wollte man uns vom Angesicht der Erde ausradieren!

Wir sind frei, weil wir heute den sechsundfünfzigsten Geburtstag Israels feiern können.
Wir sind frei, weil wir, obwohl die ganze Welt (oder der größte Teil davon) gegen uns ist, darauf zu reagieren wissen und auch ausgehen können, um uns zu vergnügen, und weil die Wiesen und die Landschaften Israels heute voller Juden sind, die ihr Land feiern, indem sie singen, tanzen und essen.
Wir sind frei, weil wir die Sirenen anhören, die wegen derjenigen von uns heulen, die ermordet wurden, und wir hören sie stehend, in unseren Städten, auf unseren Plätzen, auf unseren Autobahnen, in unseren Schulen, in unseren Universitäten an.
Alle gemeinsam, ein ganzes, gequältes Volk, stehend, gemeinsam, um zu gedenken.
Wir sind frei, weil wir, obwohl wir weiterhin in der Gefahr leben, ausrufen können: "Es lebe Israel, es lebe die Freiheit, es leben die Juden".
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Israel!

16.03.2004 - Newsletter # 3 - André Glucksmann - Fiamma Nirenstein

Übersetzung ItalienischAus einem Interview mit André Glucksmann in "Il Foglio" vom 15.03.2004 - nach den Wahlen [in Spanien] nachgeliefert:
 
"Denen, die sich einbilden, dass die Alarmglocken vom 11. März nur die Nationen der Anti-Saddam-Koalition betreffen, sage ich, dass der europäische 11. September nicht nur auf Spanien, sondern auf die Gesamtheit aller Europäer und ihrer demokratischen Traditionen zielt. Anders wäre die Wahl des Datums, drei Tage vor den Wahlen, nicht zu erklären. Die spanischen Demonstranten haben Recht, 'Eta e al Qaida basta ya' zu rufen, und die nützlichen Idioten, die aus Wahlkampfgründen versuchen, all dies in 'Aznar basta ya' zu verwandeln, sollten es bereuen und sich schämen. Es ist beleidigend, wenn jemand, der sich für demokratisch erklärt, einen Beitrag zu dem Versuch leistet, die Bevölkerung zu terrorisieren. Falls Aznar verlieren wird, nachdem alle Umfragen ihn als Sieger ausgemacht hatten, wird dies der Beweis dafür sein, dass die Attentate wirksam waren, und dass es ausreicht, Züge in die Luft zu sprengen, um Mehrheiten zu ändern."

 

Quelle: Informazionecorretta - Übersetzung: Ralph Raschen


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bendetto.com   tRRanslation Ralph Raschensprachen@gmx.net   
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Auszüge aus: Fiamma Nirenstein, L’abbandono. Come l’Occidente ha tradito gli ebrei (dt. etwa: Verlassen.Wie der Westen die Juden verraten hat), Milano (Rizzoli ) 2002, 591 S., Kap. VII.

 

Lahaz : Dieses atemlose Wort ist die Essenz dessen, was Israel von amerikanischer Seite erfährt, während Europa das Echo abgibt, das es verstärkt. Heißer Atem im Nacken, der dir einflüstert: Wenn dein Haus voller Terroristen ist, dann mach die Tür zu, damit ich sie nicht sehe. Lass dich in aller Stille umbringen. Hast du es noch immer nicht verstanden? Dein Terrorist stört meinen. Deine Antwort auf den Terrorismus macht mir meine unmöglich. Schieb die Sache auf, warte, vertrau mir. Der Mord an deinem Minister ist nicht so wichtig. Mit der Ermordung deiner Jugendlichen in der Pizzeria werden wir uns später auseinandersetzen. Lahaz heißt Druck, Beklemmung, Stoß. Israel ist lahuz von den Amerikanern - Druck wird auf es ausgeübt, damit es aus den A-Zonen herausgeht, sich vom Gruppenfoto der internationalen Krise, vom Zusammenstoß der Zivilisationen zurückzieht. Herausgehen, nicht existieren, verschwinden. Ein Druck, der in den Menschen eine seltsame Beklommenheit, eine Identitätskrise hervorruft. "Bin ich das wirklich?" Ich, dem für die beachtlichste Antiterror-Operation der Geschichte – für die von Entebbe – Beifall gezollt wurde; ich, der ich die Mörder von der Münchener Olympiade einen nach dem anderen ausgeschaltet habe, der ich mit Netanjahu und Barak im selben Antiterrorkommando sämtliche Passagiere des Sabena-Flugzeugs gerettet habe, der ich Hunderte von Terroristen in der ganzen Welt aufgespürt und verfolgt, Entführungen verhindert, Mörder eliminiert habe, bin ich derjenige, den man heute wie einen Idioten anstarrt, der einen Unabhängigkeitskrieg mit Terrorismus verwechselt? Bin ich wirklich jener Israeli, der sich nach dem 11. September vorstellte, sein Schmerz werde nach vielen Jahren einsamen Leidens unter dem Terrorismus, nun endlich verstanden?"

Seitdem der Weltkrieg gegen den Terror im Gange ist, wird Israel das Eingeständnis abverlangt, sein Terrorismus sei letztendlich ein zweitrangiger; die Saudis, die Pakistani, die Iraner, Länder, die den Terrorismus seit Jahren beherbergen und finanzieren, fordern von den USA und Europa im Tausch für die Unterstützung des Krieges gegen den Terrorismus Bin Ladens den Preis, den palästinensischen mit Kritik zu verschonen. Seit jeher versuchen die Palästinenser, den Terrorismus der ihren als Partisanenkrieg auszugeben, und endlich haben sie eine gute Gelegenheit dafür gefunden.

Ich habe ein schönes zwanzigjähriges Mädchen gesehen, das in einem Rehabilitationsinstitut in Tel Aviv lernt, ohne Beine zu gehen: Sie ist eine von Tausenden Blinder, Verkrüppelter und durch Schocks Behinderter, die man auf den Straßen der israelischen Städte antrifft. Vielleicht sollte ihr einmal jemand erklären, dass sie ihre Lebensfreude wegen eines zweitrangigen, oder, schlimmer, wohlbegründeten Terrorismus verloren habe. Israel befindet sich gegen den Terror in vorderster Linie – aus chronografischen Gründen und auf Grund der alles durchdringenden Erfahrung dieses Leids, von dem jede Nische des zivilen Lebens in Israel betroffen ist. Das zu leugnen heißt, die Geschichte, die Moral zu schmähen, es bedeutet, Israel die Niederlage zu verheißen.

[…]

Wer den islamischen Terrorismus erfährt, wird nicht nur körperlich verstümmelt, dieses noch nie da gewesene historische Ereignis, das wir noch nicht zu klassifizieren vermögen, erschüttert ihn auch psychisch: Unsere Erziehung war vom Fortschrittsbegriff geprägt,we are the world, we are the children , war vom Gedanken der togetherness u nd vor allem von der Idee bestimmt, dass das Leben als solches zu schätzen sei – das Leben der Frauen, der Andersartigen, der Paralytiker, der Blinden und derer, die aus anderen Kulturen kommen. Israel und die USA hingegen müssen mit einem außergewöhnlichen Hass und einer Ablehnung des Lebens fertig werden, die vom westlichen Geist nur partiell verstanden werden kann. Was ist das für eine Welt, in der ein Dialog unmöglich ist und es als unanständig gilt, wenn man eine Erklärung hat? Zudem enthält der Selbstmordterrorismus die äußerste der Perversionen: "Der Tod gefällt uns", sagen die Terroristen und ihre Organisatoren. Amerika bekam Mohammed Atta nicht in einem Video zu sehen, in dem er erklärte, wie sehr er sein Eindringen in die Twin Towers genießen werde; Israel aber sieht sie alle Tage, die Verrückten mit der Binde um die Stirn herum, das Maschinengewehr in einer Hand und den Koran in der anderen, die in einem Video erklären, wie glücklich sie seien zu sterben, um Juden in den Tod zu reißen. Sicherlich gefällt es ihnen auch, Amerikaner umzubringen. Nur wenn man vom Auseinanderdriften von Kontinenten, von einem Konflikt zwischen unversöhnlichen Zivilisationen ausgeht, kann man eine Ahnung von einem derart großen Hass bekommen, wenngleich er dadurch nicht erklärt wird.

Seit dem Golfkrieg von 1991 ist Israel es gewöhnt, beiseite geschoben zu werden, damit die mit den USA verbündete moslemische Welt nicht in Brand gesetzt wird. Jetzt aber geht es nicht mehr nur darum: Bush hat dreimal binnen eines Monats einen palästinensischen Staat gefordert; Partner wie Arafat, Syrien und sogar der Iran wurden eingeladen, der Koalition beizutreten. Arafat wurde, ohne dass er die seit langem geforderte Festnahme von Terroristen vollzogen hätte und während der Terror weiterging, von einem lächelnden Tony Blair, dem besten Freund der USA, empfangen und ermutigt; als handelte es sich um einen bizarren Witz, wurde Syrien in den UN-Sicherheitsrat aufgenommen. Israel fing an, von europäischen Ministern und hohen amerikanischen Offizieren wiederholt zu hören zu bekommen, sein Terrorismus ähnele jenem, unter dem die USA litten, überhaupt nicht; es musste die Verleihung des Friedensnobelpreises an die UNO mit ansehen, die kurz zuvor die paradoxe antirassistische, antisemitische Konferenz von Durban veranstaltet hatte. Seltsam, dachte die israelische Öffentlichkeit, die Vereinigten Staaten wollen nicht, dass wir auf den Terrorismus reagieren, die Festnahme und das Ausschalten von Terroristen werden von ihnen missbilligt.

Es handelt sich um viel mehr als nur um eine politische Wunde: Es handelt sich um das Gefühl, dass das giftige Gemisch aus der Schuldvermutung den Juden gegenüber, der Verlegenheit, die eine Beziehung zu ihnen mit sich bringen kann, und dem stets in einer Ecke kauernden Wunsch, sie fallen zu lassen, sie verschwinden zu sehen, einen Bodensatz gebildet hat.

[…]

Ich gehe mit Shulim, einem einundzwanzigjährigen Studenten, durch Jerusalem: Geht man Rehov Illel hinunter, findet man wenig oberhalb des italienischen Tempels auf der linken Seite seinen Lieblingspub: Bianchini. Vor ein paar Wochen hat eine Frau mit schwarzem Haar und geschminkten Augen eine Tüte voller Trinitrotoluol aus dem Lokal geschleudert und dadurch etwa hundert Jugendliche gerettet, die gerade Bier tranken und eine Wasserpfeife, aromatisiert mit grünem Apfel, unter sich herumreichten. Shulim geht trotzdem immer noch abends dorthin. In Jerusalem befindet sich auch der Pub, den er am zweitliebsten mag, der Stardust-Pub: diesem gegenüber befindet sich das Praha. Der Bruder des Eigentümers wurde ermordet, während er mit seinem Auto irgendeine Straße befuhr. Shulim und seine Freunde gehen abends gern dorthin. Sie fahren auch immer mit dem Bus: "Man sieht sich genau an, wer einsteigt, man sucht nach den Augen jedes einzelnen der sitzenden Passagiere, man prüft, ob sie irgendeine Tüte unter dem Sitz haben, was für ein Gesicht sie haben, was für ein Gesicht sie machen, ob sie etwas Bauschiges unter ihrer Jacke haben.“ Shulim isst bei McDonalds, wo es inzwischen einen fest angestellten Wächter gibt, der dich durchsucht, und danach trinkt Shulim bei Aroma, wo die Tische stets alle besetzt und den Blicken, den vorüberfahrenden Autos und dem Hass ausgesetzt sind, einen Kaffee. Zur Straße hin ist die Bar durch ein Vordach geschützt, über und unter dem sich Geschäfte aller Art aneinander reihen. Auch in Nahalat Shiva, in der Fußgängerzone, wo es zwei weitere Attentate gegeben hat, bummeln eine Menge Leute. Ebenso vergnügen sich viele in der Pizzeria Sbarro. Auf dem Markt, in Ben Yehudah, wenige Meter weiter oben, einem von menschlichen Bomben bevorzugten Ort, wird nur über Käse und Erdbeeren, über 'al ha'esh , auf dem Feuer gegrillte Steaks gesprochen. "Und wo kaufst du die besten?" Jeden Augenblick kann hier alles Mögliche passieren.

Ich erinnere mich an einen Tag, an dem ich, nach einem Attentat, buchstäblich über den gerösteten kleiderlosen Körper eines von zwei Selbstmordterroristen stolperte. Neben dem Café Atara in Ben Yehuda betrachtete ich hingegen eines Tages, während die Verletzten und die Toten abtransportiert wurden, die Turnschuhsohle eines auf einer Tragbahre gelagerten Opfers und versuchte zu verstehen, ob es die meines Sohnes waren, der unweit von dort ein Gymnasium besuchte und in der Pause gewöhnlich mit seinen Freunden in eben jene Bar ging, um ein Sandwich zu essen. Der Terrorismus ist hier überall, er ist so groß wie die Twin Towers. Und wie spricht man über ihn? Was ist Terrorismus? Shulim überlegt: "Nichts. Er ist nichts, weil er sonst alles zu werden droht: Die Angst kann das ganze Leben zuschütten. Wer mit uns ausgeht, wer mit dem Bus zur Universität fährt, macht nicht viel Aufhebens: Man spricht nicht über den Terrorismus, man weint nicht, man erinnert nicht an ihn noch kommentiert man ihn. Wer zuhause bleiben will, der soll zuhause bleiben. Es gibt einige, die das tun. Manchmal sagen wir das Programm schnell ab: Einmal hatten wir uns zum Beispiel dazu entschlossen, eine Fahrradreise durch ganz Israel zu machen. Wüste, Gebirge, Dörfer, W adi . Nachdem wir uns den Verlauf des Radwanderwegs genau angesehen hatten, sagten wir uns schließlich: "Ein andermal.“ Im täglichen Leben aber gehen wir überallhin: Kino, Restaurant, Theater, Universität... A propos, wenigstens einmal in der Woche heißt es: alle raus aus der Bibliothek, weil es ein verdächtiges Paket gibt. Politik? Es ist klar, dass man sich verteidigen muss, doch zumindest unter meinen Freunden gibt es keinen Hass. Keinen Hass auf die Palästinenser. Nur, dass es unter diesen Terroristen gibt und man sich verteidigen muss.“

Auf den Stadtteil Gilo wird ununterbrochen gefeuert, und nahezu in jeder Nacht ist das Krachen der Gewehre von Bethlehem und Beit Jalla her zu hören. Niemand findet sich damit ab, dass von "Siedlungen" oder "Kolonien" gesprochen wird, nur weil dies die an die Presse und ans Fernsehen ausgegebene Losung der Palästinenser gewesen ist: Um den Terror zu legalisieren, haben sie einen Stadtteil Jerusalems in eine illegale, kriminelle Entität verwandelt, die mit Recht von den Tansim-Milizen durchlöchert und bedroht werden darf. Immer musst du mit dem Taxifahrer streiten, der dich nicht dorthin bringen mag, musst im Supermarkt und auf der Post eine Durchsuchung über dich ergehen lassen; wenn du an der falschen Stelle wohnst, musst du rennen, wenn du mit den Kindern von der Haustür zum Auto gelangen willst, musst du dich damit abfinden, mit Sandsäcken vor stets geschlossenen Fenstern im Dunkeln zu leben. Wehe den Kindern, die in Rehov Anafah auf der Straße spielen: die Feuerlinie ist inzwischen lang. Noch nachdem ein Jahr vergangen ist, leidet der junge Shimon Ohana, der von Projektilen getroffen wurde und lange klinisch tot im Hospital lag, unter Gedächtnisschwund, Sprach- und Bewegungsstörungen, kann nicht allein bleiben, kann nicht reisen, lieben, leben wie man leben sollte. Er war ein schöner Junge, ein Grenzwächter, jetzt ist er für immer behindert. Er beschwert sich nie, er sagt: "Alles wird gut werden."

Gilo ist zu einem Inferno und zu einer ständig wiederholten Frage ("Auch heute nacht?") geworden, nachdem es eine Oase des Friedens auf dem Hügel war. Jedes Haus ist ein Fünftel dessen wert, was es wert war, als es gekauft wurde; und wer wie ich an jenem Ort wohnt, wo nicht geschossen wird, Jerusalem zugewandt, hört die hitzigen Freitagsgebete in der Moschee, wo die hämmerndste Form des Terrorismus stattfindet, derjenige der Worte des Hasses und der Verachtung. Mit dem Blut und mit der Seele, schrie vor ein paar Tagen eine demonstrierende Menschenmenge, gegen die Juden. Darunter gewiss auch jene, die zuvor den Fahrer des Busses Nr. 30 massiv mit Steinen beworfen und verletzt hatten. Bis die Polizei kam, die von den Juden gerufen wurde, die von ihren Fenstern über dem Olivental aus den Hass beobachteten, wie er wie ein Nebel aufstieg. Lieder, Zeitungen, Muftis, Bücher, Hamasschule, die Moscheeschule, in der man, so vermute ich, wie in fast jeder anderen Moschee im Mittleren Orient lernt, dass die Juden getötet gehören. Diese Form des Terrors kennt die freie Welt noch nicht. Nachts singt der Muezzin aus der Moschee eines der fünf Gebete; in der palästinensischen Tageszeitung, die gewiss auch von den Arabern aus Sharafat, nicht weit von meinem Haus entfernt, gelesen wird, steht, Rudy Giuliani sei homosexuell und nenne sich Rudy, um seinen wahren Namen Rudolph, den auch Hitler getragen habe (sic) , zu verbergen. Und es steht dort auch – immer – geschrieben, Sharon sei ein Kriegsverbrecher, Blutbäder unter der Zivilbevölkerung seien gewollt und dass 50 Prozent der Kinder im Schulalter planten, Shahid zu werden. Es ist zwar verboten, Gutes über Bin Laden zu sagen, doch bei jeder öffentlichen und privaten Gelegenheit tadeln die Führer der unterschiedlichen Fraktionen und Journalisten von Ruf die USA und Israel für das, was geschehen ist, und man kann sicher sein, dass diejenigen, die denken, dass die palästinensischen Terroristen keine Terroristen seien, ebenfalls denken, dass im Grunde auch Bin Laden seinerseits ein Freiheitskämpfer sei.

Der hiesige Terrorismus ist sehr alt. Seit hundertzwanzig Jahren werden die Juden von der arabischen Gemeinschaft zu seiner Zielscheibe gemacht. Die absichtliche Wahl ziviler Ziele, die zu zerstören sind, um mit Gewalt das Zugeständnis zu erlangen, das man fordert, war immer schon die Waffe, mit der die Araber den Staat Israel bekämpft haben - lange bevor es besetzte Gebiete gab (die auf das Jahr 1967 zurückgehen). Auch während des Friedensprozesses wurde der Terrorismus fortgesetzt; zollfreie Zonen gab es für ihn nicht – Kinos, Schulen, Autobusse, Flugzeuge, Athleten, Straßen, Supermärkte, Geschäfte, Restaurants, Pubs, Diskotheken.

Der Terrorismus ist fantasievoll und unberechenbar. Er kann jeden und überall treffen; und wenn seine Gründe aus ontologischem Hass bestehen, dann kann man nichts tun außer ihn bekämpfen. Israel am Kämpfen zu hindern ist purer Exorzismus, eine Art, das Ausmaß zu leugnen, das das Phänomen mittlerweile angenommen hat. Man kann zum Beispiel klar und deutlich zu Sharon sagen: "Jetzt ist der Moment zu schweigen." So geschah es zur Zeit des Golfkriegs, und Israel akzeptierte es. Eine ganz andere Sache ist es, wenn man ihm im Laufe einer Verteidigungs- und Präventivoperation, so schmerzhaft sie auch sein mag, sagt: "Hör sofort damit auf, weil du Zivilisten triffst." Zwar kann man sagen: "Wir wünschen, dass in keinem Fall Zivilisten betroffen sein werden", ein Zwischenfall jedoch darf nicht mit dem Operationszweck verwechselt werden, der darin besteht, die Terroristen zu treffen, die von Arafat nicht getroffen, nicht festgenommen, nicht übergeben worden sind. Jedermann kann verstehen, dass, während Afghanistan von Truppen bombardiert wird und eine Bodenintervention geplant ist, das Messen mit zweierlei Maß die Moral korrumpiert und man sich damit schließlich ins eigene Fleisch schneidet.

Ein Freund von mir aus Ofra, ein italienischer Wissenschaftler, ist sehr krank. Dem Haus gegenüber, in dem er seit zwanzig Jahren wohnt, lebte ein sehr guter Freund von ihm, der von Terroristen tödlich getroffen wurde, als er mit dem Auto auf dem Weg zu seiner Arbeit am Flughafen von Atarot war. Dieser Freund von mir wird im Krankenhaus von Ein Kerem behandelt: Sein Onkologe, der auf Grund der Fürsorge berühmt war, mit der er sich um Araber und Juden kümmerte, wurde auf einer anderen Straße getötet, während er zum Krankenhaus fuhr. In größter Verzweiflung besuchte mein kranker und einsamer Freund häufig die Witwe und die Kinder des durch den Terrorismus eliminierten Nachbarn. Doch es wurde ihm unerträglich, seitdem der ältere Sohn des Freundes ebenfalls auf der Straße ermordet wurde.

Der Terrorismus ist heute (von einigen paranoiden Ausnahmen – ein paar Samurais, einigen, die an die Überlegenheit der weißen Rasse glauben, einigen ethnischen Minderheiten – abgesehen) die Hauptwaffe, die der Reibung zwischen Autoritarismus und Freiheit, zwischen dem gegenwärtigen politischen Ausdruck des Islam und dem der jüdisch-christlichen Zivilisation dient – und damit hat sich's. Israel ist die am meisten exponierte Spitze des zweiten Lagers, aber Israel ist auf alle möglichen Arten verraten und misshandelt, von Europa wie ein Paria, von den USA wie ein Kellner behandelt und von einer UNO-Konferenz des Rassismus und sogar der Apartheid bezichtigt worden. Der Konflikt mit den Palästinensern ist zu einem territorialen Konflikt vereinfacht worden, der für den antiwestlichen Hass verantwortlich sein soll. Dabei wurde vergessen, dass der Terror sehr viel früher als die Besetzung entstanden, dass die Ablehnung vor dem Staat kam, dass unter dem Al-Aksa-Tempel der Tempel Salomos und Herodes’ liegt. Israel das moralische Recht zu kämpfen abzuerkennen ist, als nähme man dem eigenen Vorposten die Möglichkeit, sich gegen das Feuer zu verteidigen, während er die feindliche Armee heranrücken sieht. Israel hat sich per Gesetz mit Gasmasken ausgerüstet, während die Vereinigten Staaten noch keine brauchen, und es ist zu hoffen, dass sie es nie tun werden müssen: Im Einkaufszentrum von Malka stehen Juden und israelische Araber genau unter dem dynamischen Knotenpunkt der Rolltreppen, in den Blitzen der hellblauen und roten Neonlampen, unter dem Konsumfest Schlange, um eine neue Maske und eine Atropin-Injektion entgegenzunehmen. Jedermann weiß bereits, wie man zuhause einen Schutzraum gegen Gase, Gifte, Anthrax und Pocken einrichtet. Plastikfolien und viele Kisten Mineralwasser.

[...]

An der Ecke zwischen Ben Yehudah und King George, nahe dem Café Atara (zwei terroristische Selbstmordattentate) kann man jeden Tag zwei Verrückte treffen, die einen Parcours der Verzweiflung zurücklegen, den Kreuzweg zweier siebzigjähriger Juden. Der erste geht mit seinen Hosentaschen voller kleiner Projektile – Steinchen, Coca-Cola-Verschlusskappen – herum und bewirft die Passanten, vor allem Jugendliche, damit. Diese springen ein Stück zur Seite, lachen, lassen ihn in Ruhe. Er hingegen würdigt sie keines Blickes; er setzt seine Schmerzensboten-Mission fort. Wacht auf, Leute, scheint er zu sagen, ohne seinen Zielscheiben auch nur ins Gesicht zu schauen. In den letzten Wochen treffen seine Schraubverschlüsse direkt und hart. Passt auf, Leute, es nützt nichts, wenn ihr wie Dummköpfe herumlauft, mit euren Liedchen und Gitarren!
Der zweite Verrückte ist einer, der jedes Mal, wenn er den Weg eines anderen Passanten kreuzt, kurze, laute, heisere Rufe ausstößt. Sein Schrei lässt dich zusammenfahren: Dieser Mann sieht – wie übrigens der andere Verrückte auch – sehr vornehm und elegant aus – ein alter Bürger Osteuropas oder vielleicht sogar ein Deutscher. Wer weiß, was er schon alles gesehen hat, bevor er auf den Steinen Zions wandelte, vor dem Café vorüber, in dem Moshe Dayan immer mit Golda zusammen Torte aß.


15.03.2004 - Newsletter # 2 - Auszüge aus einem Kommentar von Magdi Allam im "Corriere della Sera" vom 12.03.2004

Übersetzung Italienisch

"Ein ETA-Islam-Terrorpakt [...]

 

Unter den Hunderten, vorwiegend islamischer, ausländischer Kombattanten, die am Vorabend des amerikanischen Angriffs am 20. März 2003 im Irak zusammenströmten, waren auch etwa 80 baskische ETA-Militante. Alvaro Gorka Vidal und Badillo Izkur waren zwei von ihnen.

Am vergangenen 29. Februar wurden sie an Bord eines Kleinlasters festgenommen, der, gefüllt mit 500 kg Sprengstoff, auf dem Weg nach Madrid war. Leider war ihre Vergangenheit den spanischen Ermittlern nicht bekannt. Eine Vergangenheit, aus der ein Bündnis des Terrors zwischen den jungen ETA-Aktivisten, einer Fraktion des angeblichen "irakischen Widerstands", welche die Ortschaften Falluja und Al Ramadi kontrolliert, und dem Kreis des spanischen Antiimperialistischen Lagers hervorgeht. Das gestern mit dem blutigsten terroristischen Massaker in Europa vielleicht eine neuartige Periode der Gewalt im Zeichen wahlloser Massaker unter Zivilisten eröffnet hat.

[…]

Spanien beherbergt ebenso wie Italien, Frankreich und Großbritannien aktive und schlafende Al-Kaida-Zellen. Bislang waren diese hauptsächlich damit beschäftigt, logistische Unterstützung zu leisten. Der Plan, der in die tragischen Attentate vom 11. September 2001 in New York und Washington mündete, wurde auch auf spanischem Territorium ausgearbeitet, wohin sich [auch] Mohammed Atta, der Kopf des Kommandos der 19 Kamikaze-Flugzeugentführer, begab. Ebenso ist Spanien wegen seiner starken Unterstützung des Krieges im Irak und seiner Präsenz mit eigenen Kräften im Süden des Landes zu einem der Hauptziele Bin Ladens geworden. Dass Spanien ein Erzfeind von Al Kaida ist, war kein Geheimnis. Was übersehen wurde, war das Bündnis des Terrors, das die ETA mit dem "irakischen Widerstand" und, indirekt, mit Bin Laden verband.

De facto bedeutet das Blutbad von Madrid die Bin-Ladenisierung des Terrorismus in Europa. Im wesentlichen auf der ideologischen Ebene.

Was wirklich Besorgnis hervorrufen muss, ist die Änderung der "Feind"-Wahrnehmung. Wahllos in eine Menge von Zivilisten zielend, hat die ETA das Prinzip der subjektiven Verantwortung aufgegeben, das sie in der Vergangenheit dazu geführt hatte, einzelne Vertreter der Institutionen anzugreifen. Und zwar, um [nunmehr] das Bin-Ladensche Prinzip der objektiven Verantwortung anzuwenden. All jene, die, welche Rolle sie auch immer spielen mögen, auf der Seite des "Feindes" stehen, verdienen den Tod. Ihre Tötung ist legitim. Bin Laden tut das auf der Grundlage des Takfir, der Verdammung der Gesamtheit derjenigen Gesellschaft, die es akzeptiert, unter einer "gottlosen" oder "atheistischen" Macht zu leben. Blindlings zuschlagend, wurde gestern in Madrid der gesamten spanischen Gesellschaft der totale Krieg erklärt."

 
Quelle: Informazione Corretta - Übersetzung: Ralph Raschen

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Stand: Mai 2007. Alle Rechte vorbehalten. Für die Inhalte externer Links wird keinerlei Verantwortung übernommen. Die Ansichten der zitierten Autorinnen und Autoren stimmen nicht unbedingt mit denen des Übersetzers bzw. Verfassers überein.