Offener Erpresserbrief von Saudi-Arabien betr. “Palästinensischer Staat”

Gestern, am 10. Jahrestag von 9/11, hat ein saudischer Prinz via New York Times – oder sollte man sagen: “haben ein saudischer Prinz und die New York Times”? – den USA mit schweren Konsequenzen gedroht, sollten diese in Kürze bei der Beantragung der Anerkennung eines Staats Palästina, durch den Israel erneut auf die ‘Auschwitz-Grenzen’ beschränkt und der Vernichtung Israels und seiner Bewohner noch viel weniger im Weg stehen würde als jetzt schon, im UN-Sicherheitsrat ihr Veto einlegen. Aus diesem Anlass hier noch einmal

Auszüge aus einer Stellungnahme der Associazione Musulmani Italiani [Vereinigung Italienischer Muslime] zum von Walter Veltroni initiierten Fackelzug am 20. März 2002 in Rom

Vorbemerkung des Übersetzers: Die folgende Stellungnahme bezog sich auf eine ‘Friedensinitiative’ des (damaligen) römischen Bürgermeisters und ehemaligen Herausgebers der Unità, Walter Veltroni (Democratici di sinistra – Linksdemokraten). Letzterer war schon anlässlich des Kosovokriegs eifrig damit beschäftigt gewesen, in der serbischen Provinz “die Ängste eines Horrors aufzuspüren, die wir unter den Trümmern der Öfen des Holocaust begraben zu haben gehofft hatten”, “ethnische Säuberungen, Vergewaltigungen, Enthauptungen und Familientrennungen”, “Frauen und Kinder auf der einen Seite, Männer auf der anderen …”.
Doch auch die nachhaltige Zertrümmerung Serbiens und die Vertreibung von Serben, Juden, Roma etc. aus dem Kosovo vermochten seine bzw. “unsere” Horrorängste anscheinend immer noch nicht wieder dahin zu verscheuchen, wohin sie Veltroni zufolge gehören: unter die Erde. Denn nach dem Sieg im Kosovokrieg und mit der zweiten “Intifada” wurde offenbar, dass ein Teil jener Angst-Scheusale sich nach Auschwitz nicht nur nach Serbien, sondern auch nach Palästina retten konnte. Wer weiß, vielleicht, weil “wir” in Wirklichkeit doch gar nicht alle Holocaust-Öfen restlos zertrümmert hatten? Veltroni lässt sein Publikum darüber im Unklaren, für wen sein pathetisches “wir” steht. Die Nordwest-Zeitung vom 24. Januar 2005 erzählt nur von zwei verschiedenen Gruppen, die, jedenfalls in Auschwitz, Krematorien zerstört haben sollen: “Am 7. Oktober 1944 konnte bei einem Aufstand eines der Krematorien mit Hilfe von Sprengstoff, den weibliche Häftlinge aus einer Fabrik eingeschmuggelt hatten. zerstört werden.” Später, kurz vor der Befreiung, war es hingegen die SS, “die damit die Spuren ihrer Verbrechen verwischen wollte”.
Mit Sicherheit bezog Veltroni sich mit seinem Wir recht positiv auf die italienischen “No-Globals”, die unter reger Beteiligung verschiedener Islamfaschisten bereits seit längerem allerorten Fackelzüge für ihr Palästina veranstalteten. Und zwar u.a. um das ehemalige jüdische Ghetto in Rom herum. Wohl um die Gespenster wenigstens von dort, wo noch immer viele Juden leben, zu verscheuchen. Wobei der ehemalige Chef einer italienischen Mitte-links-Regierung, Massimo D’Alema (ebenfalls DS), die solcherart geschehene Drohung mit Pogromen wahrscheinlich noch etwas wissenschaftlicher rechtfertigen könnte: der schlaue Ex-Leninist, der weiß, dass, wenn heute schon sonst kaum jemand mehr, zumindest die Israelis noch falsches Bewusstsein haben, hatte auch, als bei einer späteren ‘Friedensdemonstration’ einer seiner prominenten Genossen und politischen Konkurrenten von noch etwas radikaleren “No-Globals” angegriffen worden war, dafür sogleich eine süffisante Erklärung parat: Piero Fassino sei nun mal “ein bisschen zionistisch”.

Am 18. März [2002; RR] schrieb Antimo Marandola Shaykh Abdul Hadi Hadi Palazzi [zweiter Name so im Orig. Anm. d. Übers.], dem Sekretär der Associazione Musulmani Italiani:
Was halten Sie vom Fackelzug am 20. in Rom?
Shaykh Palazzi antwortete ihm, indem er schrieb:
[…] Es handelt sich um eine Initiative, die von dem selben Bürgermeister organisiert wurde, der gerade erst vor ein paar Tagen mit allen Ehren den neonazistischen Diktator Bashir al-Asad empfangen hat.
[…] Außerdem nahm an dem Fackelzug sogar das Oberhaupt der Sekte der “Moslembrüder” – und der Hamas-Vertreter in Italien – Dr. Nour Dachan, Teil. Allein diese Feststellung genügt bereits, um eine Unterstützung unsererseits auszuschließen.[…]
Zudem ist da noch das grundsätzliche Problem: Der Bürgermeister Veltroni hat unmissverständlich dargelegt, was er unter “Frieden im Mittleren Osten” versteht. Er hat öffentlich erklärt, dass der “Frieden im Mittleren Osten über die Zuerkennung sicherer Grenzen für Israel und über die SCHAFFUNG DES SOGENANNTEN PALÄSTINENSISCHEN STAATES” führt. Das ist der Punkt, den wir grundsätzlich ablehnen und den wir weiterhin grundsätzlich ablehnen werden. Auch wenn – wie es den Anschein hat – der Terroristenprinz Saudi-Arabiens, Abdullah, Bush, die Staats- und Regierungsoberhäupter der Europäischen Union, Arafat und Scharon sich im Hinblick auf die Schaffung dieses angeblichen “Staates” allesamt einig wären, werden wir auf Grund politischer, vor allem aber auch religiöser und ethischer Überlegungen weiterhin grundsätzlich dagegen sein, sagen, dass es sich dabei um ein Verbrechen gegen die Araber und gegen die Israelis handelt und ihn missbilligen. Unseres Erachtens bedeutet die Belohnung Arafats und seiner Schergen, indem man ihnen ein Gebiet schenkt und eigens für sie einen Staat schafft, die Verurteilung der Araber zu einem Leben unter der schlimmsten der Diktaturen, einer Diktatur, die weiterhin als Zentrale für die Praxis und für den Export der Ideologie des Selbstmordterrorismus fungieren und die Zerstörung Israels vorbereiten wird.
Der palästinensischen Staaten gibt es bereits zwei: Israel als jüdisch-palästinensischen Staat und Jordanien als arabisch-palästinensischen Staat. Einst war diese geographiehistorische Wahrheit allgemein anerkannt, sie wurde sowohl von Scharon als auch von König Hussein klar und deutlich proklamiert; heute dagegen ist sie nicht mehr politisch korrekt, stattdessen möchte man lieber einen zweiten “Palästinenserstaat” schaffen und dabei Israel Judäa und Samaria entreißen, indem man behauptet, dass diese nicht zu Israel gehörten, sondern rechtmäßig dem Ägypter Yasser Arafat und seiner Bande von Mördern zustünden, von denen ebenfalls viele Nicht-Palästinenser sind.
Einen Staat für den schlimmsten Terroristen der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg zu schaffen bedeutet, jedem Sinn für Moralität in den Beziehungen zwischen Völkern und Staaten zu entsagen. Es bedeutet, dass der Blutbadterrorismus gesiegt hat und die Demokratie verloren. Dies ist in der Tat das Resultat des 11. September. Nachdem sie zu dem Zweck, den wahhabitischen Terrorismus in den Mittelmeerraum zu exportieren, um jeden Preis eine Kolonie auf israelischem Gebiet errichten wollten und nachdem sie aus der Bereitstellung von Haushaltsmitteln für die PLO und für die Hamas eine Konstante ihrer Außenpolitik gemacht hatten, haben die Saudis ihr Ziel auf politischem Wege zu erreichen versucht und massiv in die Wahlkampfkampagne George Bushs investiert, jenes Mannes, von dem sie glaubten, dass er besonders eng mit ihren Erdölinteressen verbunden sei, da er – gemeinsam mit seinem Vater – in der Carlyle-Gruppe Sozius der Familie Bin Laden war.
Als Bush jedoch nicht tat, was die saudische Königsfamilie von ihm wollte (d.h. sich nicht beeilte, sich für die Schaffung des zweiten “Palästinenserstaats” einzusetzen), als die Vereinigten Staaten sich in Durban weigerten, sich dem antisemitischen Projekt des 21. Jahrhunderts anzuschließen, sollte ihm gezeigt werden, dass es “gefährlich ist, sich dem saudischen Expansionismus zu widersetzen”; daraus ergab sich der Angriff auf das World Trade Center. Heute, nachdem er einem Angriff ausgesetzt war, treibt Bush der Weltöffentlichkeit Rauch in die Augen, indem er es mit dem Irak, mit dem Iran und sogar mit Nordkorea hat, aber er ergreift überhaupt keine Maßnahmen gegen die Saudis, die wahren al-Qa’idah-Finanziers und -Manipulanten von Anfang an, sondern er gibt der Erpressung durch sie sogar auf ganzer Linie nach. Er akzeptiert praktisch die Niederlage, und nachdem er den Schlag eingesteckt hat, ist er bereit, das zu tun, was er zuvor nicht gewagt hatte: ebenso den Saudis die ersehnte Kolonie zu schenken, wie den Syrern bereits der Libanon geschenkt wurde. Israel ist in der gleichen Lage wie die Tschechoslowakei 1936 und soll der Blutrünstigkeit der Terrorherrscher geopfert werden. Der “palästinensische Staat” ist eine Wechselbürgschaft gegen weitere mögliche Überraschungsangriffe auf das Territorium der Vereinigten Staaten, die jedoch mit dem Blut der Israelis und jener Araber erkauft wird, die den wahhabitischen Terrorismus verurteilen.
Es ist betrüblich festzustellen, dass viele Juden – in Italien und im Ausland – derart naiv sind, dass sie freiwillig die Waffen ölen, mit denen die Saudis sich auf ihre Ausrottung vorbereiten, und sich an Demonstrationen beteiligen, die dazu dienen, die Öffentlichkeit glauben zu machen, dass die Schaffung eines “Staates” in den Händen der Arafat-Kriminellen “der Weg zum Frieden” sei.
Das war schon beim Oslo-Abkommen der Fall.
Zunächst wurde der Öffentlichkeit erzählt, dass “der Weg des Friedens” ein Kompromiss mit einem Kerl wie Arafat sei (und das Ergebnis kann heute jeder sehen); heute wird gesagt, dass “der Weg des Friedens” in der Verwandlung Arafats und seiner Folterknechte in “Autoritäten eines Staats” bestehe.
Chamberlain pflegte zu sagen: “Geben wir Hitler, was er haben will, und der Frieden wird gerettet sein…”, dann kam – zum Glück – Churchill, der sagte: “Je mehr wir ihm zugestehen, desto mehr wird er verlangen. Hitler muss auf jeden Fall gestoppt werden.” Zum Leidwesen der zeitgenössischen Menschheit wimmelt es in der Welt heute von Politikern à la Chamberlain, von Individuen, die sich einbilden, dass Verhandeln mit den Saudis und mit ihren Marionetten “der Weg des Friedens” sei. Unterdessen expandiert der wahhabitische Fundamentalismus weiter, und die Demokratie weicht zurück…
Ein Churchill ist am Horizont nicht zu sehen, weder in Amerika noch in Europa und auch nicht in Israel.

Übersetzung aus dem Italienischen: Ralph Raschen
Quelle: Informazionecorretta (Einleitung des Übersetzers geringfügig geändert am 23.4.2010), März 2002

 

PS: Die Stellungnahme ist, soweit ich es überblicken kann, hier noch im Original einsehbar. – RR

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